WUNDER ÜBER WUNDER

Die Barbaralegende in Neustift
Barbara wird von einer Amme christlich erzogen und getauft. Der heidnische Vater baut für seine Tochter einen Turm und begibt sich auf Reise. Bei seiner Rückkehr zerbricht Barbara die Götzenbilder und schwört dem heidnischen Glauben ab. Als der Vater Barbara verfolgt, neigt sich der Turm zur Erde und entlässt sie in Sicherheit. Barbara findet in einer Höhle Unterschlupf, wird aber von einem Hirten dem Vater ausgeliefert. Der Vater lässt Barbara mit Fackeln brennen und die Brüste abschneiden. Als er seine Tochter enthauptet, wird er vom Blitz erschlagen.

Barbara wird häufig als Patronin der letzten Stunde angerufen. Daher ist die Hostie ihr Attribut. Attribut ist auch der Turm, aus dem sie geflohen ist. Da ihr Vater vom Blitz erschlagen wurde, ist sie die Patronin all jener geworden, die mit dem Feuer arbeiten.
Die Georglegende in Schenna
Die Freskenmalerei in St. Georg in Schenna erzählt ausführlich das Martyrium des Heiligen, von dem allgemein nur der Drachenkampf bekannt ist. Georg, der ruhmreiche Bezwinger des Wurms, hat für sein Bekenntnis zum Christenglauben eine Reihe von Martern zu ertragen: erst wird er vom Richter einen Berg hinunter gestoßen, dann in ein Fass gesteckt und mit glühenden Nägeln gepeinigt, anschliessend in ein Rad mit zweischneidigen Schwertern gespannt und schließlich gevierteilt und enthauptet.
Die Jakobs-Hühnerlegende in Kastellaz
Die Hühnerlegende in St. Jakob in Kastellaz ist ein Teil der Jakobslegende. Sie besteht aus nur drei Bildern, aber vielen interessanten Details. Auf der Wallfahrt zum Grab des Hl. Jakob in Kompostela wird der Sohn eines Pilgerpaares des Diebstahls beschuldigt und soll gehängt werden. St. Jakob schreitet ein und verhindert, dass er durch die Schlinge saust. Als die Eltern dem Richter von ihrem Sohn erzählen, verweist dieser auf die gebratenen Hühner in der Pfanne, die wie durch ein Wunder auf und davon fliegen.
Die Katharinenlegende in Tiers
Die Fresken dieser bilderreichen Legende befinden sich an der Außenwand von St. Katharina in Breien in Tiers: Katharina ist eine Königstochter, die durch Weisheit und Schönheit beeindruckt. Zur Verteidigung ihrer Glaubens muss sie sich mit Philosophen streiten. Sie ist der Prototyp einer emanzipierten Frau, die kraft ihres Wissens die Philosophen bezwingt. Das im Martyrium zerbrochene Rad ist zu ihrem Attribut geworden.
Die Magdalenalegende in Rentsch
Das Leben der schönen Sünderin wird in 12 Bildern erzählt, wobei die bekannten biblischen Szenen nur den Anfang machen. Relativ unbekannt ist die Reise der Heiligen nach Marseille, auf der sie einem  Königspaar begegnet, das sie zum Christentum bekehrt. Sie lässt deren Kinderwunsch in Erfüllung gehen. Während einer Wallfahrt nach Rom bringt die Frau das Kind zur Welt und stirbt. Zusammen mit dem Neugeborenen wird sie auf einer Felsenklippe ausgesetzt. Als die Wallfahrer aus Rom zurückkehren und an der Klippe vorbeikommen, finden sie Mutter und Kind lebend vor. Magdalena beschliesst ihr Leben als Büßerin in einer Höhle.
Die Margarethenlegende in Lana
Der Freskenzyklus in St. Margareth in Lana ist die älteste Darstellung einer Heiligenlegende in Südtirol (um 1200). Die Geschichte besteht aus 4 Bildern. Margarethe wird beim Schafehüten von einem Diener des Stadthalters Olybrius entdeckt, der seinem Herren von der Schönheit des Mädchens berichtet. Als Margarethe sich dem Stadthalter verweigert, wird sie von diesem gemartert. Erst kommt sie in einem heißen Ölkessel und danach wird sie enthauptet. Ein Engel bringt ihre Seele in den Himmel.
Die Nikolauslegende in Klerant bei Brixen
Die szenenreiche Legende ist in über 10 Bildern dargestellt. Der Heilige steht in erster Linie als Thaumaturgos da. Schon die Geburt ist von Wundern begleitet. Der neugeborene Nikolaus richtet sich in der Badewanne auf und betet. Am Freitag verweigert er die Muttermilch. Sein elterliches Erbe verschenkt er den Armen. Durch eine Goldkugelspende ermöglicht er drei verarmten Mädchen die Heirat. Er beruhigt den Seesturm und durch ein Kornwunder in Myra lindert er die Hungersnot. Drei unschuldig zum Tode verurteilte Feldherren rettet er vor der Enthauptung. Einen vom Teufel verschleppten Mann erweckt er wieder zum Leben. Er bestraft einen Meineidigen und bekehrt einen Juden zum Christentum. Er rettet einen Bauern, der unter sein Fuhrwerk geraten ist. Nikolaus stirbt nicht als Märtyrer, wird aber aufgrund seines tugend- und wunderreichen Lebens als Heiliger verehrt.
Die Sebastianlegende in Sarnthein
Die Sebastianlegende in St. Zyprian wird in 10 Bildern erzählt und ist die ausführlichste Vitenschilderung des „Pestpatrons“ in Tirol.
Die Stephanuslegende in Obermontani
Sie befindet sich in der Kapelle St. Stephan und besteht aus 9 Bildfeldern. Zu Beginn steht die Verleumdung des Heiligen. Sein Martertod ist beschlossen, er soll gesteinigt werden. Die Steinigung war in der Antike eine Strafe für religiöse Vergehen, an deren Vollzug sich alle beteiligten. Gesetze sind in Stein gehauen und Gesetzesbrecher kommen durch den Stein um. Die Steinigung machte den Heiligen zum Patron der Steinbrecher. Da die Steine seinen Kopf zerschmetterten, wird er auch als Fürbitter gegen Kopfweh angerufen. Die Stephanuskapelle ist mit ihrer vollständigen Bemalung eine der sehenswertesten Kirchen nicht nur des Vinschgaus, sondern des gesamten Alpenraumes.
Die Marien–und Annengeschichte am Virgl
Anna ist die Mutter Marias und die Großmutter Jesu. Als Ahnfrau trägt sie die Generationen bei sich und wird demnach Anna Selbdtritt genannt. Anna, die bis ins hohe Alter kinderlos blieb, ist schließlich zur Stammmutter einer Großfamilie geworden. Wie Anna zu einer reichen Nachkommenschaft findet, zeigen die mittelalterlichen Wandbilder in St. Vigil am Virgl bei Bozen. Die 10 Szenen schildern die Ankündigung der Geburt Marias durch einen Engel, die Begegnung von Anna und Joachim unter der goldenen Pforte, die Geburt Marias und ihre Aufnahme im Tempel, die Auswahl des Bräutigams, Marias Verlobung mit Josef, die Vision des Kaisers Augustus und die Heilige Sippe, die mit Anna, welche der Legende nach dreimal geheiratet hat, ihren Anfang nimmt.
Vitus