DIE KUNST IST GEGEN DEN KÖRPER DES KÜNSTLERS GERICHTET


Filmportrait über Elfriede Jelinek
im Auftrag des WDR/Köln 1988, 16mm, Farbe, 45 Minuten
von Carmen Tartarotti und Ria Endres
 
Aufregende Ruhe

Die Kunst sei eben gemein, sagt sie, und im Gespräch lässt sie dann keinen Zweifel daran, dass ihre Kunst, das Schreiben, nun gar nicht die kathartische Wirkung besitze, die andere vielleicht in sie hineinprojizieren: Elfriede Jelinek, die österreichische Schriftstellerin, gönnte sich und ihren Zuhörern nicht die schnellen und dann häufig trügerischen Werkstattberichte und Geständnisse.
Das Portrait von Ria Endres und Carmen Tartarotti verließ sich nahezu gänzlich auf die Jelinek, ergänzte deren Aussagen nur äußerst zurückhaltend, nie geschmäcklerisch mit kleinen Szenen aus „Die Klavierspielerin“, dem bekanntesten Werk der Schriftstellerin, und mit winzigen Demonstrationen der österreichischen Lebensart. Und Elfriede Jelinek offenbarte im Interview eine Offenheit, die sie nie als eitle oder kokette Bekenntnishuberei gebärdete. Wie selten ist diese Tugend geworden, die es erlaubt, Autobiographisches so auszudrücken, dass man nie den Eindruck gewinnt, hier spreche ein Opfer des weit verbreiteten Voyeurismus zu seinen Spannern. Ein ruhiges Gespräch, das gerade deswegen nicht selten auf- und anregend war. Hans Heinrich-Obuch, Süddeutsche Zeitung, 19.04.89

Gesendet im:
WDR- Westdeutscher Rundfunk 1989
BR- Bayerischen Rundfunk 2007